Was soll ich sagen? Es war wohl eine Art Rückfall.

Ein zweites Dirndl ist entstanden. Diesmal ging’s deutlich schneller als beim ersten Mal. Allerdings muss ich zugeben, dass ich auch viel kritischer wurde. War ich während der Entstehung des ersten Dirndls noch froh, dass es überhaupt passte, schossen mir nun so kriegsentscheidende Dinge wie „müsste dieser Teil nicht eigentlich eine andere Farbe haben“ oder „ohne Borte geht gar nicht“ durch den Kopf. Glücklicherweise hat sich dieser „quälende Zustand“ dann auch relativ rasch wieder gelegt.

Es war einmal ein Freitag Abend.

Kurzerhand hatte ich meine 7 Zwetschgen (Schnittmuster, Stoff, Futterstoff, Vlies, Schere, Maßband, Stift) gepackt und war damit vom Näh- ins Wohn-Esszimmer umgezogen. Klick – Krimi angeknipst, ein Glas Rotwein dazu und der Zuschnitt konnte beginnen. Ich fing mit dem Mieder (1) an, denn der Rockstoff (2) kam gerade aus der Waschmaschine und musste erst noch trocknen. Die Schürze (3) kommt immer zum Schluss, denn dafür muss erst die Rocklänge ganz genau bekannt sein. Für das Mieder habe ich mir einen bunten und verspielten Baumwollstoff ausgesucht. Wieder ein Stoff, den ich nicht explizit für mein Dirndl erworben hatte. Es war einer meiner Spontankäufe: gesehen – verliebt – gekauft. Jaaaa, wenn ich etwas kann, sind es Spontankäufe. Als klar war, dass es ein zweites Dirndl geben würde, kamen die stolzen Pfauen gleich in die engere Auswahl. Für das Futter (4) habe ich einen ganz normalen violetten Baumwollstoff aus meinem Fundus verwendet. Paspeln (5) und Froschgoscherl (6) [Froschgoscherl oder auch Froschmaulrüsche nennt man die Rüsche am Ausschnitt] mussten auch wieder unbedingt sein.

Samstag hatte ich frei.

Und viele andere Dinge zu tun in meinem analogen Leben 1.0. Und schon war ich mit meiner Zeitplanung ziemlich zurück gefallen, denn eigentlich sollte es ein reines Wochenend-Projekt werden. 

Der Sonntag war viel zu kurz.

Sonntags hatte ich fleißig von morgens bis abends gewerkelt, gebügelt und genäht. Zum Glück war das Wetter noch einmal ganz prima und die Froschgoscherl konnte ich bequem auf der Terrasse sitzend annähen. 3 Stunden brauchte ich, bis alle Goscherl fix und fertig waren. Das Annähen ist so ein Geduldsding und ich musste wirklich gegen meinen Schweinehund ankämpfen. Wuff!

Montag war Miederhakentag.

War erst spät nach Hause gekommen, also ist montags dann nicht viel mehr passiert als das Anbringen der Miederhaken.
Das zweite Dirndl ist nun fertig. Juhuuuu!

Dienstag war Schürzentag.

Die Schürze ist EIGENTLICH unkompliziert und wirklich einfach zu machen. Aber auch hier unterschätze ich den Zeitaufwand immer wieder. Bis alles zugeschnitten ist, gebügelt, genäht, gestiftelt, gewendet und wieder genäht, vergehen schon auch ein paar Stunden. Die Zeit verfliegt beim Nähen immer so richtig. Und es macht soooo viel Spaß, wenn etwas neu entsteht.

Fertig zur Geisterstunde
[oder: „der Plan, der nicht aufging“]

Gegen Mitternacht war dann alles fertig. Und auch die dazu passenden pinken Lederpumps wurden geliefert. Noch schnell ein bisschen den Anblick des Gesamtwerks genießen, finale Anprobe im genähten Zustand und dann ab ins Bett. So einfach, wie ich mir das vorgestellt hatte, war’s dann leider nicht. Das Schnittmuster [Burda 7057V] sieht den Reißverschluss ja vorne vor. Das habe ich abgeändert und den RV seitlich angebracht, um nicht jedes Mal die vordere Schleife neu einfädeln zu müssen. RV hinten wäre auch zu armbrecherisch. Seitlich ist toll. Theoretisch. Das Dirndl passt wie angegossen. Es sitzt hauteng, ich bin aber nicht hineingequetscht. Um den seitlichen RV zu schließen ist dann aber doch zu wenig Luft. Die beiden Seiten müssten mit der einen Hand etwas zusammen gehalten werden, damit man nicht so am RV reißen muss [so bewegt er sich freiwillig nämlich keinen Millimeter]. Zum Schließen des RV’s braucht man dann noch zwei zusätzliche Hände. Drei Hände? Eins, zwei….Ende. Mein Plan vom einfachen Anziehen war also nicht aufgegangen. Und ich bin enttäuscht ins Bett gekrochen. Auf Fotografieren hatte ich jetzt keine Lust mehr.

Mittwoch: Fotoshooting

Schon wieder Mittwoch, die Zeit rennt …ehe man sich versieht ist Donnerstag. Knips, knips, knips…alles im Kasten. Alles frisch verbloggen und RRRRRRRRRRUMSSSSSSS!

Jetzt fehlt nur noch die passende Tasche.

Puh, nur noch ein Wochenende bis zum Anstich. Da muss ich mich ganz schön ranhalten. Taschen wohnen hier bei mir viele, viele, viele. Aber nicht eine einzige würde auch nur annähernd dazu passen. Meine nächste Mission: Nähe endlich die Dirndl-Tasche! Ihr habt also zunächst keine weiteren Dirndl mehr von mir zu befürchten ;-)

 

Die Kamera war stets dabei.

Sie hat Schritt für Schritt der gesamten Entstehungsgeschichte dokumentiert. Wow, kommt da eine Menge an Fotos zusammen. Sollte ich mich nächstes Jahr erneut zum Dirndlnähen entschließen, habe ich gleich einen tollen Spickzettel. Wenn ihr Lust habt, stelle ich die Fotostrecke mal zusammen und schreibe ein kleines Tutorial. Sich ein eigenes Dirndl zu nähen ist nämlich wirklich absolut machbar. Die größte Herausforderung für mich war die riesige Menge an Geduld, die man für manche Arbeiten aufbringen muss. Es lohnt sich aber schließlich, wenn man das fertige Werk erstmal in Händen hält und ganz genau weiß, dass einem niemand sonst in diesem Dirndl begegnen wird.

[yop_poll id=“1″]  Edit: Hier geht’s zum Dirndl-Tutorial

Fröhlichen RUMS-Tag euch allen!
Ich freu‘ mich schon wieder auf all die Entdeckungen, die ich bei euch gleich machen werde.