Nach zwei selbst genähten Dirndln mit Froschgoscherln (Nr. 1 und Nr.2), ist es an der Zeit mal ein bisschen Abwechslung ins Spiel zu bringen. Auch Dirndl Nr. 3, das gerade in der Mache ist, nähe ich wieder nach dem Burda-Schnitt 7057-V. Der passt mir einfach hervorragend, also erstmal keine Experimente. Mit der Stoffauswahl, den Haken und den Rüschen kann man ebenso herumspielen. Und ich möchte doch unbedingt noch die Trachtenjacke nähen. Keine Zeit also, mich mit einem neuen Dirndlschnitt auseinander zu setzen.
Letztes Jahr habe ich ein tolles Rüschenbuch entdeckt (genauen Titel muss ich mal raussuchen)…da sind rund 100 verschiedene Rüschenarten aus allen Epochen drin. Das Buch ist in schwarz-weiß gehalten und es ist kein ausdrückliches Nähbuch – die Beschreibungen – sofern vorhanden – also ganz schön mager. Die eine oder andere Grundform einer Rüsche ist beschrieben, aber nicht eben mal so nachgemacht. Es bedarf noch einiger Versuche, bis man den Dreh raus hat, was gemeint sein könnte. Aber ich liebe dieses Buch, weil es einfach so viele Ideen bietet.
Mein nächstes Dirndl bekommt nun die sogenannte Bonbon-Rüsche und ich bin auch schon ziemlich weit – aber das Band scheint schier endlos zu sein. Zur Bonbon-Rüsche sei gesagt, dass alles bis auf den Tunnel per Hand genäht wird. Also bringt Geduld mit ;-)
Los geht’s:
1. Man braucht ein drei cm breites Band in doppelter Stofflage, damit die Rüsche später nicht in sich zusammensackt. Ich habe also einen 8cm breiten Stoffstreifen geschnitten (etwa doppelt so lang wie die später benötigte Rüschenlänge – lieber zu viel als zu wenig, abschneiden kann man immer noch), diesen rechts auf rechts gelegt und mit einer NZ von 1cm abgesteppt. Dann die Naht in die Mitte legen und die NZ gut auseinander bügeln. Jawohl, VOR dem Wenden.
2. Jetzt muss das Ding NUR noch gewendet werden. Mit dem Wendewerkzeug von Prym ist das ein Kinderspiel. Geht aber auch mit einem Holzstäbchen oder Kochlöffelstiel. Oder mit einer Sicherheitsnadel, die an einem Ende befestigt und dann durch den Tunnel geschoben wird. Ist machbar, wenn es auch nicht zu den Lieblingsbeschäftigungen gehört. Der gewendete Tunnel muss nun nochmal gut gebügelt werden, so dass die Naht in der Mitte liegt.
3. Ich mache mit bei 3cm eine Markierung auf die Rückseite. Diese 3 cm lasse ich überstehen und nähe sie ganz zum Schluss um und ans Dirndl dran.
4. Und jetzt geht es mit den regelmäßigen Markierungen los. Alle 4 cm ein kleiner Strich (entspricht den weißen Nadeln). Jeder zweite Abschnitt wird nochmals unterteilt (= rote Nadeln). Die Nadeln habe ich nur für’s Foto gesteckt, weil man die Striche so schlecht erkennt. Nadeln sind ganz und gar nicht praktikabel…also, Striche machen.
5. Wir fangen im ersten Abschnitt beim ersten Strich an und stechen dort mit der Nadel ein. Bis zum nächsten Strich machen wir exakt vier Heftstiche (ihr wisst schon rauf-runter-rauf-runter…). Beim zweiten Strich kommt die Nadel wieder heraus.
6. Faden spannen und nochmal beim ersten Stich einstechen und das Ganze wiederholen. Dabei kommt es nicht darauf an, ob ihr ganz exakt die gleiche Einstichstelle trefft. Nun könnt ihr die ersten Falten schon ordentlich fest ziehen. Ich steche dann immer nochmal von links nach rechts durch die ganze Faltenmasse, damit die Dinger später ja nicht mehr aufgehen. Die beiden Fadenenden dann mehrmals verknoten. Fertig. Das wiederholt ihr nun in jedem zweiten Abschnitt. Fragen wie „warum habe ich mir das nur angetan?“ oder „endet dieses Band denn nie?“ sind ganz normal…die Antwort darauf bekommt ihr wirklich erst ganz am Schluss, wenn eure Rüsche am Zielobjekt angebracht und einzigartig schön ist. Dann habt ihr die aufwändige Entstehung fast schon vergessen…bis zur nächsten Rüsche ;-)
7. Zwischen euren Faltenkünsten ist ja nun noch Platz. Hier machen wir im Prinzip das Gleiche, nur um 90° versetzt. Wieder vier Stiche….absolut die gleiche Vorgehensweise wie bei 6.
8. Wenn ihr euer Werk nun nach ein paar bewerkstelligten Abschnitten mal umdreht, könnt ihr schon die ersten Bonbons erkennen.
9. Hier habe ich in die fertige Rüsche mal die Nadeln gesteckt, um zu zeigen, wie sehr der Stoff doch „einläuft“. Die Maße dazu verdeutlichen das auch noch mal ganz gut. Bitte nehmt die Maße aber nicht her, um Längenberechnungen anzustellen. Sie variieren je nach Stoffdicke und je nach Nähgenauigkeit. Bei Handstichen geht es bei mir absolut nicht genau…
10. Und fertig ist eure Bonbon-Rüsche, die übrigens auch ganz prima an Taschen, Kissen und alles, was gerne betüddelt wird, passt.
Viel Spaß damit!
Ich trage die Bonbons nun rüber zum creadienstag #134, damit die Damen etwas zum Naschen haben und gucke mich mal um, was in den anderen Werkstätten gerade angesagt ist.
Beim MeMadeMittwoch läuft übrigens gerade der Dirndl Sew Along. Dort gibt es jede Menge Inspiration und viele Dirndl-Ideen.
Danke liebe Steffi, tatsächlich hatte ich mich schon gefragt, wie das denn bitte gehen soll….
aber ob ich dazu jemals die Geduld aufbringen werde, steht wohl in den Sternen….(bei Ina … hihi)
fröhliche Grüße
Ines
;O)
Waaahnsinn, was für eine Arbeit … O_O … und was für ein tolles Ergebnis!!! ♥♥♥
Danke für die tolle Anleitung, liebe Steffi!!! ♥
Und es ist immer wieder erstaunlich, wenn es für Wunder eine fototechnisch festhaltbare Erklärung gibt … :o)))
GLG
Helga
Wahnsinn, was für eine Arbeit!
Aber das werd ich unbedingt mal ausprobieren!
Vielleicht an der nächsten Zuckertüte?!…
Danke fürs Zeigen und erklären!
Und selbst bei eine schnöden Anleitung hast Du es geschafft, mich zum Lachen zu bringen!;O)
Liebe Grüße
Ina
Na die Bonbon-Rüsche macht dem Begriff TrachtenWahnsinn schon mal alle Ehre! Das ist ein Arbeit! Hut ab kann ich da nur sagen! Jetzt wo ich endlich mal weiß was Froschgoscherl sind, kommst Du mit Bonbon-Rüschen um die Ecke *grins! Ich seh schon, ich muss noch viel lernen!!!
Ganz liebe Grüße
Christiane
Wieder was gelernt und das sieht toll aus.
Danke und LG
Kerstin
oh ist das toll :) Danke dir!!! Eine gute Idee :)
Bevor ich hier was zur Bonbon-Rüsche sagen kann, muss ich dich erst mal ganz feste drücken – Ja, mir egal, wenn du jetzt keine Luft mehr kriegst, das muss jetzt sein *lach* – und dir Dankeschön sagen für die wunderwunderschöne, wundersame Wundertüte, die heute in meinem grünen Fahrradstall eingetroffen ist.
Wow, Steffi! Wo hast du bloß dieses wahnsinnsgrüne Kunstleder aufgetan? ♥ In das Zirben-Streichelstöffchen bin ich ja schon ewig und drei Tage verliebt, und auch das Häkelbändchen kann ich natürlich sehr, sehr gut gebrauchen. Der Fuchs mit dem pinken Herz ist einfach nur Zucker – Überhaupt mit Washi und allem drumunddran ein wunderschönes Gesamtkunstwerk, diese Wundertüte! ♥♥♥ Du bist ein Schatz, ich danke dir! :-* ♥♥♥
Die Bonbon-Rüsche finde ich schon mal insofern witzig, als dass ich Helge-Schneider-versaut bin und an „Bonbon mit Wurst“ denken muss. Und wenn ich an „Bonbon mit Wurst“ denke, muss ich erst mal lachen. *gg* Ein tolles Tutorial, das ich natürlich sofort weggepinnt habe. Ich bin sicher, dass kann man auch als Nicht-Dirndl-Trägerin immer mal gebrauchen. Macht sich bestimmt auch an einer Tasche prima oder als Haarschmuck oder um einen Fresskorb mit Hausmacher Wurst zu dekorieren. *hihi*… Das wird man sehen… :-))
Allerliebste, freudiggrüne Grüße
und Danke schön noch mal! :-*
Katharina
Liebste Katharina,
ich freue mich, dass alles wohlbehalten in Deinem grünen Fahrradstall eingetroffen ist. So ein Zufall mit dem ganzen Grün ;-)
Bonbon mit Wurst…soweit reicht mein literarisches und musikalisches Know how leider nicht…diese Bildungslücke muss dringend geschlossen werden, denn es klingt doch nach einer sehr wissenswerten Lebensweisheit. Ich meine, im Magen mischt sich ja sowieso alles, warum denn nicht einfach mal Bonbon mit Wurst? Auf Deinen grünen Fresskorb mit verrüschter Blutwurst bin ich natürlich schon äußerst gespannt und stelle gerne sämtliche Küchenfoltergeräte für die Herstellung zur Verfügung. Als Chefköchin schlage ich Sabine vor, die brennt schon ganz lange darauf, sich endlich den Folterinstrumenten widmen zu dürfen *kicher und schnellabhau*
Dicken Drücker und hochachtungsvolle Grüße
Steffi (nur noch ein bisschen grün hinter den Ohren)
Das ist mal eine Rüsche, die ich völlig klasse finde … wird sofort – nach dem Urlaub – nach gearbeitet … ein must have in meiner Werkstatt :-) … danke dafür
LG
Frau H.
Wow, in starre verharrender Bewunderung sitze ich hier ab der vielen Arbeit die du dir machst. Wie genial. Danke für die Anleitung, denn weißt was, ich muss mir jetzt auch ein Dirndl vorknöpfen ähm nähen… Wir gehen dieses Jahr aufs Oktoberfest :-). Ich war noch nie! Da will man doch anständig gekleidet sein. Ich hole mir dann ein paar Tipps von dir meine Dirndl-Designerin-Expertin!!!
Liebe Grüße
Veronika
PS: Wahrscheinlich bekomme ich deine Wundertüte erst am Montag. Morgen fahren wir vermutlich schon etwas früher, und die Post wird noch nicht da sein. Ich melde mich auf jeden Fall!!!