Manchmal sind Zukunftsvisionen von zwei spärlichen Buchstaben abhängig. Ist das nicht erschreckend?
Panettone – e – t = Pantone (enge Vertraute dürfen mich jetzt gerne Einstein nennen. Für diese Gleichung haben sich meine Mathelehrer sehr mit mir herumgequält. Jahre lang. Das könnte schon als Folter gelten.)
So ähnlich sich die beiden Worte irgendwie auf den ersten Blick sind, so unterschiedlich sind sie dann wieder in ihrer Bedeutung. Während Panettone, ein leckerer aus Mailand stammender Kuchen, vor allem in der Weihnachtszeit dafür sorgt, dass unsere Hüften stets gut gepolstert sind und uns im tiefsten Winter – wo immer der auch gerade sein mag, man weiß es nicht, man kann nur mutmaßen – auch bei eisigen Minusgraden schön warm halten, kommt Pantone mit einem völlig anderen Anliegen um die Ecke.
2018 wird wirklich hart, machen wir uns nichts vor
2017 noch etwas Greenery hinter den Ohren, wurde von der Pantone Family kürzlich entschieden, dass die Farbe des Jahres 2018 Ultraviolett ist. Oder nennen wir die Dinge beim Namen: Ultra Violet, das klingt gleich ein bisschen weltmännischer. Ob das ein echter Farbtrend wird? Ich habe da so meine geheimen Zweifel, was auch in der Tatsache begründet sein könnte, dass mir diese Farbe nicht sonderlich gut steht. Ertappe mich gerade dabei, dass ich schon wieder im Klamotten denke. Mit Grün konnte ich arbeiten. Violett kommt irgendwie so schwer daher. Jetzt muss man natürlich das kleine Zugeständnis machen, dass ich unter Umständen nicht der Nabel der Welt bin und der Farbauswahlprozess mein Violettdilemma völlig außer Acht ließ. Was an sich ja irgendwie unerhört ist, findest Du nicht? Was, wenn ich doch irgendwann zum Nabel der Welt werde? Dann werden sich so manche Farbexperten aber gehörig in den Hintern beißen, ihren Expertenstatus freiwillig und in guttenbergscher Manier ohne Mullen und Knullen zurück geben. Vielleicht sind sie dann aber auch schon in Rente, das hängt jetzt ganz von meiner Nabelgeschwindigkeit ab. Ich sag ja, immer bleibt alles an mir hängen …
Man muss sich den Dingen der Pantone stellen – Amen
Trotz aller Widrigkeiten habe ich mich mit Ultraviolett schon dieses Jahr beschäftigt. Es muss jedoch messerscharf zwischen der Trendfarbe und der Strahlung unterschieden werden, sonst gibt es nur wieder Verwerfungen. Ich habe mich bisher mehr um die Strahlung gekümmert und eine neue Skibrille erworben. Wenn Du Dir das jetzt einfach vorstellst, dann hast Du noch nie eine Skibrille gekauft. Was wiederum nur Sinn ergibt (nein, nicht Sinn macht, weil man Sinn nicht machen kann – außer bei den Engländern!), wenn Du nicht Ski fährst. Was ich eigentlich anprangern wollte, ist die schlechte Qualität der ultrateuren Brillen. Ich neige immer wieder dazu, ab einem gewissen Preis auch eine bestimmte Qualität zu unterstellen. Meine Recherchen haben mich gelehrt, dass beides nicht immer in direktem Zusammenhang steht. Kurzum, die teuersten Brillen haben die schlechtesten UV-Filter. Hoch oben auf dem Berg sind die nicht ganz unwichtig. Was, wenn ich mir die Augen kaputt mache und nicht mehr ins Internet gucken kann? Nicht auszudenken, so ein analoges Leben – haha.
Schweife ich etwa ab?
Nein, so würde ich das nicht sehen. Schließlich habe ich schon eine Ewigkeit nichts mehr gepostet und da ist es doch mehr als berechtigt, dass man sämtliche aufgestauten Gehirnblähungen mal los wird. Eine Diskussion über Lesernutzen treten wir jetzt nicht los. Nein, nein und nochmals nein. Dir bleiben genau zwei Möglichkeiten:
- Du bleibst stark und hältst durch, bis Du unten – am Ende (des Textes) – angekommen bist und kannst hinterher total stolz auf Dich sein, oder
- Du fährst die Weichei-Nummer und machst Dir eine Flasche ultravioletten vergorenen Traubensaft zur moralischen Unterstützung auf und profitierst davon, dass Du Dich, wenn Du unten angekommen bist, an nichts mehr erinnern (was ob der im Text enthaltenen Informationen auch nicht erforderlich ist) und trotzdem behaupten kannst, dieses literarische Werk selbstverständlich gelesen zu haben. Sind wir doch mal ehrlich, ein bisschen Literatur hat noch keinem geschadet.
Bist Du noch da?
Echt jetzt? Puh, dann muss ich jetzt noch etwas schreiben. Lass mich mal nachdenken …
Es könnte vielleicht eine gute Idee sein, nochmal auf UV zurück zu kommen. Nö, jedesmal schreibe ich meine neue Nicht-Lieblingsfarbe jetzt nicht auch noch aus. Meiner Meinung nach ist die Farbe schwer, etwas kühl und viel zu blaustichig. Schwierig im Abgang, mit holziger Note. Für Zwetschgen ja völlig in Ordnung, die kommen sowieso auf den Datschi und werden durch die Hitze dann rötlich. Das ist doch kein Grund, gleich die ganze Menschheit in Angst und Schrecken zu versetzen. Ist ja klar, wie das ausgehen wird. Wir werden alle in violetten Kitteln rumlaufen, die erste violette KitchenAid kommt auf den Markt und ziert unsere sonst eher spießigen Einbauküchen. Nein, ich habe rein gar nichts gegen Einbauküchen, ich liebe Küchen. Nicht aber in violett. Vielleicht wird es auch ein paar violette Elektroautos geben, die ja sehr umweltfreundlich sein sollen, wenn man nicht über die Entsorgung der vielen Batterien und die Stromgewinnung nachdenkt. Bei Ikea wird es Geschirrsets zum Vorzugs-Schnäppchenpreis, ganz in ultraviolett, geben. Dazu passendes Besteck mit violetten Plastikgriffen. Weißt Du jetzt wovor ich mich fürchte? Vor der unaufhaltsam auf uns zu rollenden Violettwelle. Sie pirscht sich erst ganz unverdächtig ran, doch spätestens, wenn Du shoppen gehst und auf der Suche nach einem klassischen Oberteil in schlichtem und herzerfrischendem Mausgrau bist, wirst Du eines besseren belehrt. Das Violettvirus hat dann schon so flächendeckend um sich gegriffen, dass jede Gegenwehr zwecklos sein wird. Hoffen wir das Beste und vielleicht werden wir ja so richtig belohnt und 2019 wird Pink. Wie bitte? Höre ich gerade laute Stimmen, die sich über Pink aufregen? Ist ja nicht dein Ernst, oder?
Was hab ich gesagt? Schwupps von der Welle überrollt. Völlig hilflos. Blöde Teekanne.
Ich bin raus
Weißt Du was, ich höre jetzt an dieser Stelle auf, nehme ein paar Tranquilizer und bereite dann etwas erfreulicheres vor, nämlich die Kissencouch für 2018 – in ultraviolett vielleicht. Ich habe beschlossen, noch eine weitere Kissenparty zu schmeißen. Dann sind 5 Jahre voll und ziemlich wahrscheinlich jedes zu nähende Kissen genäht. Und dann muss auch mal wieder gut sein.
Ich freue mich, wenn Du stark geblieben bist und es bis hierher geschafft hast. Dass das nicht leicht war, weiß ich. Wenn Du jetzt nicht sofort beschließt, Tophill*Kitchen per Hypnose, Gehirn-OP oder sonstigen abstrusen Versuchen aus Deinem Gedächtnis zu löschen, dann schau doch demnächst mal wieder hier rein. Müssen ja nicht immer bevorstehende Atomkriege oder gescheiterte Jamaika-Koalitionen sein, über die die Menschheit spricht. Hier bekommst Du seichte Unterhaltung auf literarisch hohem fragwürdigem Niveau. Und das für gratis! Ist das etwa nichts?
Wenn man nicht aufpasst, kann man die olle Farbe überall finden. Selbst bei der eigenen Deko. Das finde ich jetzt irgendwie erschreckend. Hier muss dringend umdekoriert werden.
Offen und ehrlich jetzt
Eine Frage hätte ich dann doch noch? Was hältst Du denn eigentlich von der Farbe des Jahres 2018?
Liebe Grüße
Steffi
P. S. Hach, das hat jetzt mal gut getan, drüber zu reden …
Du lustige Eule :-))
Ich habe auch eine Augenbraue hochgezogen beim Anblick der Farbe des Jahres… Ob ich das Ultaviolett einfach in Aubergine umdefinieren darf? Damit käme ich gut zurecht ;-)
Ich habe mir letztes Jahr übrigens einen Helm mit Visier gekauft, weil „Skibrille über normaler Brille“ untragbar ist. Da bekommt man dann richtig Schnappatmung.
Ich hoffe, ich kann zur Kissenparty in 2018 mal wieder etwas beitragen.
Liebe Grüße,
Kathrin
Haha, Schnappatmung auf den Augen, das ist gar nicht angenehm. Ist denn der Visierhelm gut? Hatte ich auch mal überlegt, dann hatte ich Bedenken, dass es da ziehen könnte wie Hechtsuppe.
Aubergine geht klar. Eine hervorragende Idee!!
Liebe Grüße
Steffi