Wer wissen möchte, was er isst, sollte besser einen großen Bogen um Joghurt aus dem Supermarkt machen. Unmengen an Fett und Süßstoffen sind dabei nur das eine Übel. Angeblicher Fruchtjoghurt setzt noch einen drauf: der Fruchtanteil ist verschwindend gering oder gleich durch Aromen ersetzt. Erdbeeraroma z. B. wird aus Holzspäne gewonnen. Da kann einem ja schon mal der Appetit vergehen. Die lange Liste der „Zutaten“ auf der Rückseite des Bechers ist ganz schön abschreckend, sofern man sich unter den angegebenen Begriffen überhaupt etwas vorstellen kann. Im Endeffekt weiß man gar nicht genau, was man da eigentlich isst.
Ich habe genug davon …
… und mache meinen Joghurt schon seit einiger Zeit selbst. Das ist einfach, unkompliziert, lecker und völlig ohne Zusätze. Heute zeige ich euch wie schnell das geht. Spätestens wenn ihr probiert habt, seid ihr überzeugt von eurem Joghurt Marke Eigenbau.
Was meine Lehrer schon über Joghurt wussten:
„Man lernt nicht für die Schule, sondern für’s Leben“. In diesem Fall nicht für’s Leben, sondern für den Joghurt ;-)
Danke an meine Chemielehrer, die ich früher verflucht habe. Damals hatte ich keinen Gedanken daran verschwendet, dass Joghurt durch einen simplen chemischen Prozess entsteht. Das wäre doch mal ein anschauliches Thema für den Unterricht.
So, jetzt kommen ein paar Hintergrundinfos.
Nein, den Chemiebaukasten mit farbigen und rauchenden Substanzen lassen wir zu. Wer lieber nicht wissen möchte, warum manches so ist, wie es ist, möge gleich ganz nach unten zum Rezept scrollen ;-)
Am Anfang war die Milch
Milch enthält vor allem viel Wasser, Fett, Eiweiß und Milchzucker. Vom ach so gesunden Kalzium ist in Milch nicht annähernd so viel enthalten, wie es der Volksmund sagt.
Aus Milchzucker mach‘ Milchsäure
Um feinen Joghurt herzustellen, muss der in der Milch enthaltene Milchzucker in Milchsäure umgewandelt werden. Dazu braucht man Bakterien. Klingt auf den ersten Blick komisch, versucht man doch alles irgendwie so steril wie möglich zu halten. Aber es ist tatsächlich so, Milchsäurebakterien müssen zugesetzt werden. Sie bauen die Milch um. Darum riecht Joghurt auch immer leicht säuerlich.
Energie bitte
Dazu brauchen wir noch ein bisschen Energie. Die gewinnen wir durch Erhitzen der Milch. Während des Reifeprozesses – der Chemielehrer spricht von Fermentation – darf der Joghurt nicht bewegt werden, weil die Struktur quasi noch auf wackeligen Beinen steht und erst ein bisschen kräftiger werden muss. Dazu muss das Milcheiweiß vollständig geronnen sein. Keine Angst, auch wenn das nicht so richtig appetitlich klingt, davon kriegen wir gar nichts mit.
Zutaten:
- 1 Liter Milch (3,5 % Fett)
- Mikroorganismenkultur > die gibt es beispielsweise hier zu kaufen
- Alternativ zu den Mikroorganismen kann für das erste Mal auch ein gekaufter Joghurt verwendet werden, beim nächsten Mal könnt ihr schon euren eigenen Joghurt verwenden, wenn ihr nicht alles aufgegessen habt. Wichtig ist, dass Milch und Joghurt den gleichen Fettanteil haben.
- Magermilchpulver (optional)
- Ein Thermometer
- Gläser mit Schraubverschluss für insgesamt 1 Liter Joghurt
Und so geht’s:
Milch in einen Topf geben
und auf 40 Grad erhitzen. Achtung, das geht sehr schnell.
Ein bis zwei Grad mehr machen nichts aus, wärmer sollte die Milch aber nicht sein.
Mögt ihr euren Joghurt gerne schön stichfest, dann rührt mit dem Schneebesen jetzt einen EL Magermilchpulver ein. Ansonsten diesen Schritt einfach auslassen.
Zum Schluss nun die Mikroorganismen oder einen Becher gekauften Joghurt in die Milch rühren.
Da ich zur Zeit auch keine „Kultur“ im Haus habe, nehme ich einen gekauften Joghurt – ausnahmsweise.
Fast geschafft. Nun einfach in die Gläser abfüllen, Deckel drauf und die nächsten 12 Stunden warm halten auf rund 40 Grad.
z.B. im Backofen bei eingeschaltetem Licht.
Nach 12 Stunden Reifezeit darf der frische Joghurt dann in den Kühlschrank umziehen.
Etwa eine Stunde später kann endlich geschlemmt werden.
Esst aber nicht gleich alles auf. Ein Glas (200g) braucht ihr ja noch um erneut Joghurt anzusetzen.
Lasst es euch schmecken!